Victor Surbek – Die Irrfahrten des Odysseus

Die Wandgemälde von Victor Surbek (1885-1975) im Gymnasium Kirchenfeld wurden 1928 gemalt und haben zum Thema die Irrfahrten des Odysseus, wie sie in der Odyssee von Homer im 8. Jahrhundert vor Christus beschrieben wurden.

Wir meinen, dass Herr Surbek damit das Leben von Schüler*innen am Gymnasium beschreibt. Lesen Sie dazu unsere Interpretation nach der Bildbeschreibung.

Die einzelnen Bilder beschreiben die folgenden Szenen. Die Titel sind von Victor Surbek.

Interpretation der Wandbilder

Wir glauben, dass der Künstler diese Bilder nicht zufällig ausgewählt hat. Unserer Meinung nach symbolisieren diese Szenen aus der Odyssee nämlich den Weg der Schüler*innen durch das Gymnasium:

Wandbild A
Wenn man ins Gymnasium kommt, ist es ziemlich überfordernd, weil man in eine neue Schule/Klasse kommt und viel selbstständiger wird – man wird ins kalte Wasser (~die Hölle) geworfen. Dafür bekommt man Tipps von Lehrpersonen, von Mitschüler*innen und von Personen, die das Gymnasium bereits absolviert haben (~Mutter und Teiresias). Mit diesen Ratschlägen schafft man es schlussendlich, den Einstieg zu überwinden.
Wandbild B
Wenn man es dann geschafft hat reinzukommen, muss man noch die ganzen vier Jahre überwinden (~Weg zum Palast) und das kann phasenweise auch ziemlich schwierig sein, vor allem wenn man sie ganz allein meistern will. Deshalb ist man auch auf Hilfe angewiesen (~Athene), die man sich unbedingt holen soll, sobald man das Gefühl hat, dass es nicht so läuft, wie man es gerne hätte.
Wandbild C
Während dem ganzen Gymnasium gibt es immer wieder Sachen, die verlockender wirken als das Gymnasium (~Sirenen), aber man sollte sich nicht darauf einlassen und durchhalten, was Eigendisziplin erfordert (~Odysseus am Mast). Im Übrigen ist man, wie vorhin erwähnt, im Gymnasium nie allein und hat zahlreiche Mitschüler*innen, die im gleichen Boot sind, und das ist ein Vorteil: Man kann sich nämlich alles erzählen und die anderen verstehen, wie es einem geht. Deshalb ist es hilfreich, wenn man das Gymnasium in einem Team durchmacht, denn so kann man sich unterstützen und ist nie allein (~im Team rudern).
Wandbild D
Manchmal scheint es schwierig, sich bei Lehrpersonen Hilfe zu holen, weil man sich schämt, was aus diversen Gründen passieren kann, zum Beispiel wenn sich Schüler*innen von gewissen Lehrpersonen eingeschüchtert fühlen (~Telemach – Nestor). Aber man soll sich nicht davon abhalten lassen (~Rat Athenes/Mentor an Telemach), denn die meisten Lehrpersonen beissen nicht und helfen einem sehr gerne. Pallas Athene erscheint auf den Wandbildern B und D, weil sie als Göttin der Weisheit für das Gymnasium Kirchenfeld wichtig ist: Der Plan der Architekten von 1926 heisst «Pallas Polias».
Wandbild E
Am Schluss des Gymnasiums wird man ein Maturus oder eine Matura. Mit diesem Abschluss öffnen sich viele Türen, zum Beispiel Universitäten oder Fachhochschulen. Ausserdem bleibt dieser Abschluss ein Leben lang (~wie die Narbe des Odysseus) und man wird auch immer wieder an diesem Abschluss erkannt.
Bern, März 2025, SF Latein 26: Alice Bärtschi, Elisabeth Bosgiraud und Leona Bronza
Gymnasium Kirchenfeld, Bern, 2025